Wie religiös ist das FGV? 

 


“Das Franziskus-Gymnasium Vossenack (gegr. 1967) ist eine katholische Schule in privater Trägerschaft der gemeinnützigen Schulgesellschaft Franziskus-Gymnasium mbH.” 

 

So steht es auf der Internetseite unserer Schule. Aber würde man den katholischen Hintergrund der Schule überhaupt wahrnehmen, wenn es nicht schwarz auf weiß dort stehen würde? Welche Rolle spielt die Religion in unserem Schulalltag und hat sie überhaupt noch eine große Bedeutung? Kurzgesagt: Wie religiös ist das FGV eigentlich?

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir im Rahmen der Schülerzeitung eine Umfrage gestartet, an der jeder teilnehmen konnte, der die Schule am Franziskusfest besucht hat. Darunter zählen also beispielsweise Schülerinnen und Schüler, das Kollegium und deren Familien.

Wenn man sich die Frage stellt, wie religiös das FGV eigentlich wirklich ist, dann ist es besonders spannend, sich anzuschauen, wie viele von uns eigentlich wirklich hinter dem Glauben stehen. Offenbar sind einige der Teilnehmer nicht von ihrer Religion überzeugt, denn über die Hälfte derjenigen, die nicht gläubig sind, befinden sich dennoch innerhalb der Glaubensgemeinschaft.  
Aber warum ist das so? Warum ist man Teil einer Gruppe, deren Idee man gar nicht vertritt?  
Anhand von einer Beispielperson  -  Nummer 176  - lässt sich zumindest ein Grund festmachen: Sie kreuzte an, nicht gläubig zu sein, aber dennoch dem Christentum anzugehören. Auf die Frage nach dem Grund für die eigene Religiosität hat die Person mit “Ich bin damit aufgewachsen und kenne es nicht anders” und “Keine Ahnung” geantwortet. Diese Antwort kann folglich


also so interpretiert werden: Person 176 ist nicht gläubig, gehört dem Christentum aber dennoch an, weil sie mit der Religion aufgewachsen ist.  
Als erstes Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass nicht alle, die am FGV sind oder beispielsweise der katholischen Kirche angehören, auch tatsächlich Gläubige sind. 

An dieser Stelle ist es besonders interessant, sich die Hauptmotive, warum sich Menschen überhaupt einer Religion anschließen, genauer anzuschauen:

8,6% konnten keine Begründung für ihre Religiosität finden und antworteten mit “Keine Ahnung.” 
Weitere 40,2% begründen ihren Glauben durch die Erziehung und die Tatsache, dass Religion Zeit ihres Lebens präsent war. 

Schlussendlich zeigen die Ergebnisse, dass nur 26% ihren Glauben damit begründen, dass sie ganz einfach an dessen Ideale und Vorstellungen glauben. Nur etwa ein Viertel ist also aus eigener Überzeugung gläubig und hat ein religiöses Fundament, das nicht unter anderem auf der Erziehung beruht. 

Da es bei dieser Frage möglich gewesen ist, mehrere Gründe zu nennen, muss das eine nicht das andere ausschließen: Wenn eine Person durch die Erziehung mit Religion in Kontakt gekommen ist, bedeutet das nicht gleichzeitig, dass sie nicht auch tatsächlich daran glaubt. Dennoch zeigt das Ergebnis, das der Hauptgrund für Religiosität darin besteht, dass man es nicht anders kennt und damit aufgewachsen ist. Es ist also durchaus fraglich, wie gefestigt die christliche Religion am FGV ist und inwieweit jeder einzelne von uns überhaupt von dem religiösen Hintergrund der Schule überzeugt ist.

 

Wenn man also davon ausgeht, dass es sich bei vielen nicht um bedingungslosen Glauben handelt, sondern dass dieser viel mehr durch eine familiäre Prägung entstanden ist, erklärt sich auch der nächste wichtige Aspekt: Die Bedeutung von Religion liegt im Durchschnitt bei 4,43, wobei die Skala von 1 bis 10 reichte. Die 10 markierte dabei den Wert mit der größten Bedeutung von Religion im Alltag. Mit dem Wert 4,43 ist die Bedeutung der Religion im Durchschnitt zwar eher gering, aber dennoch scheint sie einen Stellenwert im Leben der Menschen zu haben. Auch, wenn die Religion möglicherweise nicht mehr so stark wahrnehmbar ist, wie sie es vielleicht früher einmal war, hat sie trotzdem noch eine individuelle Bedeutung. (Es muss berücksichtigt werden, dass nicht die Zahl 0 für ‘keine Bedeutung’ stand, sondern die Zahl 1. Daher ist der ermittelte Durchschnittswert nur um 3,43 von ‘keiner Bedeutung’ entfernt.)

Wie kommt man aber erstmal auf die Idee, dass der Glaube am FGV gar nicht richtig spürbar ist?  
Das FGV ist eigentlich auch bekannt für die morgendlichen Gebete vor der ersten Stunde. Klar wird diese Frage durch die Tatsache, dass nur 11,4% mit einem klaren “Ja” auf die Frage, ob jeden Morgen gebetet wird, antworten. Mit beachtlichen 79,64% ist sich die überwiegende Mehrheit einig, dass es sowohl stark lehrer- sowie fachabhängig ist, ob gebetet wird oder nicht. Knapp 9% gaben an, dass gar nicht gebetet wird. Wie kann die Religion an unserer Schule dann noch wahrgenommen werden, wenn gerade einmal 11,4% bestätigen, dass überhaupt gebetet wird? Neben den Gebeten gab es am FGV früher regelmäßige Wortgottesdienste oder Messen für einzelne Klassen. Mittlerweile beschränken sich die Messen auf einige wenige Anlässe, wie zum Beispiel den Schulbeginn, die Verabschiedung der Abiturienten und Abiturientinnen oder Aschermittwoch.

Was sich jetzt abschließend festhalten lässt: Natürlich kann der Grad der Religiosität nicht anhand von Daten gemessen werden, weil es sich um ein subjektives Empfinden handelt. Keine der eben erwähnten Statistiken ist also ausreichend geeignet, um zu sagen, wie viel Glaube wir bei uns an der Schule tatsächlich vertreten. Dennoch kann die Umfrage einen guten Einblick liefern, inwiefern Religion wahrgenommen wird. Insgesamt scheint die Bedeutung der Religion am FGV zwar zunehmend kleiner zu werden, aber man darf nicht vergessen: 74,46% des FGV sind gläubig und das ist eine beachtliche Zahl! Auch wenn man den religiösen Anteil am FGV heute möglicherweise nicht mehr so stark erkennt, ist der Glaube an unserer Schule trotzdem noch vorhanden.

Jule von Thenen, Q1